nach oben

Bedienungshilfen

50 JAHRE MUSEUM TREUCHTLINGEN

Unser Museum seit der Gründung 1973 bis Heute

Die Anfänge

Seit dem 19. Jahrhundert entstanden auf Grund des steigendes Interesses für Kulturgeschichte vielerorts stadt- und heimatgeschichtliche Museen und Sammlungen. Durch diese Entwicklung begünstigt, fand die bäuerliche und bürgerliche Lebenswelt in all ihren Facetten und Ausprägungen Eingang in die wissenschaftliche Diskussion und Forschung.

Die Einrichtung des Museums Treuchtlingen wurde 1970 auf Beschluss des Stadtrats angestoßen und von Josef Lidl und seiner umfassenden sammlerischen Tätigkeit umgesetzt. Das Museum sollte der heimatlichen Sozial- und Kulturgeschichte Rechnung tragen, Traditionen, Gewerbe und Industrie darstellen und einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden.

Auf der Suche nach passenden Räumlichkeiten dachte man zunächst an das Forsthaus, entschied sich dann aber für ein dem Stadtschloss gegenüber liegendes Industriegebäude der ehemaligen Bortenfabrik Winter. Am 06. Juli 1973 konnte das Museum in diesen Räumlichkeiten feierlich eingeweiht werden.

Das Museum wächst

Die Sammeltätigkeit Josef Lidls war damit jedoch nicht beendet. Über die folgenden Jahre wuchs die Sammlung kontinuierlich an. Bereits wenige Jahre nach der Eröffnung konnte das hinter dem Blauen Haus liegende sog. „Lang-Haus“ für das Museum erworben werden. In dem heute denkmalgeschützten Gebäude mit angrenzendem Stall lebte bis 1938 der jüdische Viehhändler Lang mit seiner Familie, der dem Gebäude bis heute seinen Namen gibt.

Nachdem auch dieses Gebäude bald bis unter das Dach hin mit Exponaten befüllt war, erwarb die Stadt zusätzlich die beiden angrenzenden Industriegebäude. Das größere der beiden Gebäude beherbergte in der Vergangenheit ein Lager des Reichsarbeitsdiensts (RAD). Das Museum nutzt es bis heute als Depot.

Nach dem Ausscheiden Josef Lidls übernahm in den 1990er-Jahren Johannes Dankbar hauptamtlich die Leitung des Museums. Zwischenzeitlich wurde sogar in den Räumen des ehemaligen RAD-Lagers ein vom Bund Naturschutz konzipiertes Naturkundemuseum untergebracht. Wie sein Vorgänger leitete auch Johannes Dankbar die Geschicke des Museums erfolgreich über viele Jahre hinweg.

In den frühen 2000er Jahren trat Marlit Bauch ihren Dienst im Museum an. Die promovierte Biotechnikerin widmete sich mit Herzblut dem Erhalt und Ausbau des Museums. So konnte 2019 nach umfangreichen Umbaumaßnahmen der Eingangsbereich und das gesamte Erdgeschoss des Industriegebäudes grundlegend baulich ertüchtigt werden.

Das Museum heute

Besucher:innen betreten das Museum nun über das Museumscafé. Von dort aus können sie entweder ihren Rundgang durch die Dauerausstellung starten, oder in der interaktiven Entdecker-Werkstatt selbst erforschen, wie ein Webstuhl funktioniert, welche Behälter sich in der Vergangenheit für die Vorratshaltung am besten eigneten und wie es sich anfühlt, selbst einmal in die Kleidung eines Römers, Ritters oder in die Treuchtlinger Tracht zu schlüpfen.

2022 haben die Arbeiten an einer umfassenden Neukonzeption des Museumskomplexes und seiner Sammlung begonnen.

Josef Lidl: Der Gründer des Museums

Heimatmuseen sind die Schatztruhen unseres kulturellen Erbes.“ Unter dieses Motto stellte Gerta Lidl ihren Beitrag zum Museum im 1982 erschienenen "Heimatbuch Treuchtlingen". Ihr Vater, Josef Lidl, sammelte mit großer Leidenschaft seit 1970 kulturelle Schätze, wie handwerkliches und landwirtschaftliches Gerät und „Treuchtlinger Geschirr“, regionale Trachten, bäuerliches und bürgerliches Mobiliar sowie Erzeugnisse der alteingesessenen Bortenwebereien.

Die Familie Lidl stammte ursprünglich aus Mährisch-Trübau (Moravská Třebová), im heutigen Tschechien. Josef Lidl war bereits seit seiner Jugend künstlerisch und v.a. musikalisch aktiv und engagierte sich auch im volkskundlichen Bereich, beispielsweise bei der Wiederbelebung der alten Schönhengster Tracht. Nach der Vertreibung aus ihrer Heimat fand die Familie sich nach Kriegsende 1945 in Treuchtlingen wieder. Gerta arbeitete als Lehrerin, Josef als Gymnasialprofessor. Beide fühlten sich in der neuen Heimat so wohl, dass sie sich mit Begeisterung der Kultur und Geschichte widmeten und aus Dankbarkeit über die herzliche Aufnahme gerne bereit waren, ehrenamtlich an der Gründung des Museums zu arbeiten.

Im Rahmen der Eröffnungsfeier des Museums 1973 wurde Josef Lidl die Ehrenbürgerurkunde überreicht. Anlässlich seines 70. Geburtstags verlieh der Stadtrat dem Museumsgründer Josef Lidl 1981 „im Hinblick auf den außergewöhnlichen und uneigennützigen Einsatz für die Allgemeinheit“ den Goldenen Ehrenring der Stadt.